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MINT-Herbstreport 2024: MINT-Fachkräftemangel hemmt Deutschlands Innovationsfähigkeit

Der MINT-Herbstreport 2024 des IW Köln beziffert die aktuelle Fachkräftelücke in den MINT-Berufen auf 209.200 Personen. Das Gutachten bewertet den Mangel an MINT-Kräften als Innovationsbremse und als Hemmnis für Digitalisierung und Klimaschutz.

Unter den Anforderungsniveaus fehlen vor allem Fachkräfte (109.100 Personen) und Experten (77.700). Die qualifikatorische Lücke von 209.200 Personen (Differenz aus offenen Stellen und passend qualifizierten Arbeitslosen) ist im Vergleich zum Vorjahr zwar um 26,8 Prozent gesunken. Laut Bericht ist dies jedoch nicht als Entwarnung zu deuten: Er ermittelt für die kommenden Jahre demografisch bedingt steigende Ersatzbedarfe bei Fachkräften und Akademikerinnen/Akademikern und warnt vor dem Verlust der Innovationskraft vor allem in der Metall- und Elektroindustrie.

Für die fünf norddeutschen Bundesländer ergibt sich eine rechnerische MINT-Arbeitskräftelücke von 38.356 (der Vorjahreswert lag bei 50.994).

Weitere zentrale Ergebnisse des IW-Reports:

  • Die größten Engpässe bestehen in den Energie-/Elektroberufen (68.600), Berufen der Maschinen- und Fahrzeugtechnik (41.500), Bauberufe (30.800), Berufen der Metallverarbeitung (30.300) und IT-Berufen (18.700).
  • Der demografische Ersatzbedarf steigt bei Akademikern in fünf Jahren um 7.900 auf 73.100 und bei Fachkräften um 5.400 auf 271.700.
  • Den 2,53 Mio. erwerbstätigen MINT-Fachkräften über 55 Jahre stehen derzeit nur 1,81 Millionen erwerbstätige MINT-Fachkräfte unter 35 Jahre gegenüber.
  • Die Anzahl der Studienanfängerinnen und -anfänger in MINT ist deutlich gefallen von 198.000 (2016) auf 179.500 (2023); bei Ingenieurwissenschaften und Informatik Einbruch um 23,2 %, besonders stark ausgeprägt ist der Rückgang bei deutschen Studienanfängerinnen und -anfängern.
  • 2012 bis 2022 ist der Anteil leistungsstarker Jugendlicher in Mathematik von 17,5 % auf 8,6 % gesunken, der Anteil der leistungsschwa-chen Jugendlichen von 17,7 % auf 29,5 % gestiegen.
  • Das MINT-Beschäftigungswachstum von ausländischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ist überproportional hoch (überwiegend Akademiker aus Drittstaaten): Wäre die Beschäftigung von Ausländerinnen und Ausländern seit Ende 2012 nur in der geringen Dynamik wie Beschäftigung von Deutschen gestiegen, würde die Fachkräftelücke heute um 455.000 Personen höher ausfallen und damit einen Wert von rund 700.000 MINT-Kräften erreichen.

Schwerpunktthema in diesem Jahr war die Bedeutung von MINT-Kompetenzen auf die Innovationsfähigkeit. Folgene Ergebnisse veröffentlicht der Bericht:

  • Länder/Regionen mit hohem Anteil MINT-Beschäftigten sind langfristig deutlich innovativer/wirtschaftlich erfolgreicher als andere.
  • In Deutschland haben Branchen mit hohem Anteil an Erwerbstätigen mit MINT-Qualifikation auch hohe Innovationsausgaben: Fahrzeugbau (57,5 Mrd. Euro), Elektroindustrie (21,7 Mrd. Euro), EDV/Telekommunikation (20,9 Mrd. Euro), Chemie/Pharma (19,9 Mrd. Euro), Maschinenbau (17,2 Mrd. Euro).
  • Ca. drei Viertel der Fachkräfte, die in Forschung und Entwicklung tätig sind, haben eine MINT-Qualifikation; der Mangel an MINT-Fachkräften ist belastend für die Innovationsaktivitäten.

Deutschlands Innovationskraft droht durch den Mangel an MINT-Fachkräften zu sinken; das künftige Angebot an MINT-Fachkräften ist durch die demografische Entwicklung und sinkende MINT-Kompetenzen belastet.

Empfehlungen:

  • MINT-Bildung in der gesamten Bildungskette verbessern: Forschergeist und Neugierde für mathematische Zusammenhänge / Naturphänomene müssen bei allen Schülerinnen und Schülern frühzeitig geweckt werden (klischeefrei!). Dazu müssen die frühkindliche Bildung gestärkt, der Ganztag besser genutzt und die Möglichkeiten der Digitalisierung sinnvoll im Unterricht eingesetzt werden.
  • Kooperationen an Schulen stärken: außerschulische MINT-Akteure wie Science Center, Schülerlabore etc. einbeziehen; Betriebe können MINT in Anwendung erklären z. B. im Rahmen von Patenprogrammen, Praktika (für Lehrer und Schüler!)
  • Fachkräftemangel bei Lehrkräften entgegenwirken: Wertschätzung der Lehrerbildung steigern, zeitgemäße Unterrichtsmethoden (Digitalisierung!), Potenzial von Zugewanderten nutzen (auch Ein-Fach-Lehrkräfte), Seiten- und Quereinstieg qualitativ sichern, regelmäßige Fortbildung und Aufstiege ermöglichen
  • Alle vorhandenen Potenziale insbesondere bei Frauen, Zugewanderten und Ältere heben

NORDMETALL und AGV NORD setzen sich gemeinsam mit der NORDMETALL Stiftung für die MINT-Förderung ein. In zahlreichen Projekten, Informationsveranstaltungen und durch gesellschaftliches wie politisches Engagement tragen wir zur Stärkung des MINT-Interesses bei und betonen die Bedeutung dieser Qualifikationen für einen starken Wirtschaftsstandort Deutschland. Informieren Sie sich gerne über unsere Bildungsaktivitäten und unsere Schwerpunkte.

Den gesamten Report und die zugehörige Pressemitteilung finden Sie hier. Der MINT-Report wird vom Institut der Deutschen Wirtschaft halbjährlich im Auftrag von BDA, Gesamtmetall und der Initiative "MINT Zukunft schaffen" erstellt. Er enthält alle aktuellen Entwicklungen und Analysen zu Angebot und Nachfrage auf dem MINT Arbeitsmarkt sowie Kennzahlen zur MINT-Bildung.