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22.10.18: Jahresbilanz Entgelttransparenzgesetz: Viel Bürokratie, wenig Ergebnisse

Ein gutes Jahr nach Inkrafttreten des Entgelttransparenzgesetzes hat NORDMETALL stichprobenartig eine Reihe seiner mittleren und größeren Betriebe mit mehr als 200 Mitarbeitern, gefragt, ob und wenn ja wie sich der neue Auskunftsanspruch bei Ihnen auswirkt.  

<b>Das Ergebnis ist eindeutig: Das Gesetz wird praktisch nicht genutzt, der bürokratische Aufwand, der zur Beantwortung von Anfragen potentiell vorgehalten werden muss, ist jedoch immens.</b>

Nach der Umfrage gab es bei sechs großen norddeutschen M+E-Unternehmen, die zwischen 300 und 3500 Mitarbeitern beschäftigen, überhaupt kein Auskunftsersuchen. Bei einem Unternehmen mit gut 1000 Mitarbeitern gab es drei, bei einem weiteren mit über 10.000 Mitarbeitern gab es rund 60 Auskunftsersuchen. Eine Entgeltanpassung als Folge des Auskunftsersuchens nach dem Entgelttransparenzgesetz ist nicht bekannt geworden. Diese Ergebnisse entsprechen der Tendenz, die eine repräsentative Umfrage zum Thema im April ergab.
  
<b>Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer von NORDMETALL</b>, bewertet das Gesetz entsprechend eindeutig: „Das Entgelttransparenzgesetz ist ein bürokratischer Rohrkrepierer. Es bewirkt nichts, zwingt viele Unternehmen jedoch zum Vorhalten einer zusätzlichen Personalbürokratie. Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit von Männern und Frauen ist ein wichtiges und richtiges Ziel, das in unseren Flächentarifverträgen längst umgesetzt wird, da diese nicht zwischen Geschlechtern unterscheiden“.

Wenn die IG Metall glaube, auf dieses gescheiterte Gesetzesvorhaben jetzt noch ein Verbandsklagerecht draufsatteln zu müssen, dann sei dies nur ein verlängerter Holzweg – und im Übrigen ein Misstrauensvotum gegenüber den Betriebsräten, die an der Eingruppierung beteiligt sind: „Was in der Praxis weder nötig noch hilfreich ist, wird sich durch Institutionalisierung neuer Klagerechte für Gewerkschaften nicht ändern. Nur der bürokratisch-juristische Aufwand würde noch weiter steigen und damit die Kosten“, so Fickinger.
 
Erfolgversprechend sei die Entgeltlücke nur mit anderen Mitteln zu bekämpfen: Der allergrößte Teil der auf 21 Prozent bezifferten Lohnlücke beruhe auf Unterschieden bei Beruf, Branche, Arbeitszeit und Qualifikation. Rechne man diese heraus, verbleibe nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes nur ein Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen von sechs Prozent. Im NORDMETALL-Verbandsgebiet lag die Entgeltlücke zuletzt bei vergleichbarer Tätigkeit und gleicher Entgelteingruppierung im gleichen Betrieb sogar nur bei 2,6 Prozent.

„Diese kleine Lücke lässt sich weitgehend schließen, wenn die Kommunen ein größeres Betreuungsangebot für Kinder bereitstellten, damit Mütter schneller in den Beruf zurückkehren können. Außerdem muss die Berufsorientierung an den Schulen weiter verbessert werden, damit sich mehr Mädchen für Berufe mit höherem Verdienst entscheiden. NORDMETALL wirbt dafür intensiv mit zahlreichen Projekten, von der Girls‘Day Akademie bis zum NORDMETALL Cup“, so der Arbeitgebervertreter.