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8.11.18: Herbstumfrage der norddeutschen M+E-Industrie „Boomtime is over“
„Die Zeit des stetigen Wachstums von Aufträgen, Auslastung und Optimismus in der Metall- und Elektroindustrie geht zu Ende: <b>‚Boomtime is over‘ bilanziert</b> <b>Thomas Lambusch</b>, Präsident von NORDMETALL, das Ergebnis der Konjunkturumfrage des Herbstes 2018 unter den M+E-Arbeitgebern im Norden.
Gleich mehrere Indikatoren sind entsprechend eindeutig:
- Zum ersten Mal seit der Frühjahrsumfrage 2016 wird die Geschäftslage unter den 660 Mitgliedsbetrieben mit 150.000 Mitarbeitern in Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, dem nordwestlichen Niedersachsen und Schleswig-Holstein signifikant schlechter eingeschätzt.
- Zum ersten Mal seit der Frühjahrsumfrage vor zweieinhalb Jahren sinkt die Kapazitätsauslastung deutlich und erreicht mit gut 87 % das Niveau des Frühjahrs 2014.
- Und zum ersten Mal seit 30 Monaten wird die Auftragslage negativer bewertet: 63 % der Betriebe beurteilen sie als ausreichend oder zu gering.
- Mit einem stagnierenden oder sinkenden Umsatz rechnen 58 %.
- Parallel dazu sehen sich mittlerweile gut zwei Drittel der Unternehmen stark oder sehr stark von der Fachkräftekrise betroffen – mit 68 % wird ein noch nie gemessener Höchstwert erreicht, mit Spitzen in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.
- In der Konsequenz erhöht sich der Verlagerungsdruck für die Unternehmen der norddeutschen M+E-Industrie: 19 % planen Produktionsverlagerungen ins Ausland, ein Höchstwert seit 30 Monaten.
Einziger Lichtblick in der Herbstumfrage 2018 ist die Tatsache, dass der in den letzten Jahren stark gewachsene Kostendruck zum ersten Mal seit langem verstärkt durch Preissteigerungen aufgefangen werden konnte. Das ändert aber nichts daran, dass immer mehr Unternehmen die hohen Arbeitskosten in Deutschland als erschwerenden Wirtschaftsfaktor bewerten – gefolgt von den Unwägbarkeiten der internationalen Politik und der Flut neuer Gesetze im Land.
NORDMETALL-Präsident Thomas Lambusch fordert angesichts des sich abzeichnenden Endes des Auftragsbooms, der sich weiter verschärfenden Fachkräftekrise und der Häufung immer neuer Eingriffe des Gesetzgebers in die Wirtschaft eine Trendwende: „Der Norden und ganz Deutschland brauchen endlich eine industriefreundliche Wirtschaftspolitik. Das nach schlechtem Berliner Groko-Vorbild eingerissene Prinzip ‚Die Arbeitnehmer bestellen und die Arbeitgeber zahlen die Rechnung‘ kann in dieser Lage unmöglich fortgesetzt werden. Von einem zusätzlichen Feiertag im Norden über kaum kompensierbare Freistellungsansprüche für Teilzeitkräfte bis zur wieder hälftigen Finanzierung der Krankenkassen-Zusatzbeiträge reicht die Liste der Belastungen mittlerweile. Wir rufen alle verantwortlichen politischen Kräfte dazu auf, das Prinzip Stimmungsdemokratie über Bord zu werfen, die sich nur noch an Befindlichkeiten orientiert, nicht aber an sachlich Gebotenem und wirtschaftlich Vernünftigem.“
Die M+E-Arbeitgeber im Norden fordern konkret:
- Die endlose Debatte über Fachkräfteeinwanderung in Berlin muss endlich durch konkrete gesetzliche Schritte ersetzt werden.
- Die ausländer- und asylrechtliche Bürokratie muss radikal umgestaltet werden, damit bereits zugewanderte, geeignete und integrierte Arbeitskräfte in Lohn und Brot kommen.
- Die Digitalisierung muss viel intensiver vorangetrieben werden, ebenso brauchen Ausbau und Erneuerung der Infrastruktur deutlich mehr Tempo.
- Eine echte ausgedehnte Ruhepause haben stattdessen die ständig steigenden Sozialabgaben verdient. Deutschland muss in Wettbewerbsfähigkeit investieren, um die Zukunft zu gewinnen, und nicht in Sozialetats.
Lambusch stellt mit Blick auf die vollzogene Neubesetzung im Hamburger Senat und anstehende Veränderungen in der Berliner Politik fest: „Hamburg hat mit Herrn Westhagemann einen hoch erfahrenen Mann der Industrie als Wirtschaftssenator gewinnen können, dem wir eine glückliche Hand insbesondere bei der Bewältigung der massiven Verkehrsprobleme der Hansestadt wünschen.
<b>Deutschland braucht jetzt eine Wirtschaftsregierung mit einem Wirtschaftskanzler oder einer Wirtschaftskanzlerin. Unsere Forderung „mehr Wirtschaft wagen“ ist dringender denn je. Wenn eine solche Wende ausbleibt und die beginnende Eintrübung der Konjunktur fortschreitet, wird die M+E-Industrie im Norden und in ganz Deutschland in schwieriges Fahrwasser geraten.“</b>
<i>Die M+E-Arbeitgeber im Norden befragen ihre Mitgliedsunternehmen halbjährlich nach Geschäftslage und Zukunftserwartungen. In diesem Herbst nahmen <b>175 Unternehmen mit ca. 116.800 Beschäftigten</b> daran teil.
<b>Hier finden Sie die Präsentation sowie die Einzelergebnisse nach Bundesländern. </b></i>