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Metall-Tarifverhandlungen 2022: Tarifforderung überzogen - Katerstimmung droht
Der Arbeitgeberverband NORDMETALL hat die Lohnforderung der IG Metall als überzogen zurückgewiesen.
„Ich kann zwar den Lohndurst der Gewerkschaft nachvollziehen. Aber bei einem so großen ‚Schluck aus der Pulle‘ droht am Ende Katerstimmung“, mahnt die Verhandlungsführerin der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie, Lena Ströbele. Die durch Ukraine-Krieg und Corona-Pandemie geprägte Krise dürfe nicht noch durch zusätzliche, hausgemachte Kostenschübe dieser Dimension verschärft werden. „Das würde die Unternehmen absolut überfordern“, warnte Ströbele. „So exorbitant hohe Preissteigerungen abzufangen ist nicht die Aufgabe der Tarifpartner, sondern hier müssen im Wesentlichen Politik und Europäische Zentralbank gegensteuern. Das bestätigt auch IG Metall-Chef Jörg Hofmann immer wieder.“
Die Produktion in der gesamten Metall- und Elektroindustrie liege noch immer 15 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2018 und eine Besserung sei nicht in Sicht: 63 Prozent der Betriebe in Norddeutschland sähen keine positive Entwicklung ihrer Geschäftslage, 22 Prozent erwarteten sogar eine weitere Verschlechterung. Viele Unternehmen litten derzeit selbst unter den enormen Preissteigerungen für Energie und Material und das neben den anhaltenden Belastungen aufgrund der Pandemie. „Selbst wenn einige wenige Firmen gute Auftragseingänge verzeichnen, können sie diese Bestellungen häufig kaum abarbeiten: Es fehlen allerorten die notwendigen Vorprodukte und Rohstoffe, von nach wie vor ausfallendem Personal mal ganz abgesehen. Und selbst wenn sie verfügbar sind, dann nicht selten zu derart horrenden sowie sich völlig unplanbar entwickelnden Preisen, dass die Unternehmen nichts verdienen“, erklärt Ströbele.
Die IG Metall sollte zudem bei der endgültigen Bestimmung ihrer Forderung im Auge behalten, dass die Löhne alleine in den vergangenen drei Jahren trotz Corona-Krise um fast zehn Prozent gestiegen sind, fordert die Verhandlungsführerin, die auch NORDMETALL-Vizepräsidentin für Bremen ist. „Seit 2007 haben die Arbeitgeber in der Metall- und Elektroindustrie die Bruttoverdienste um ganze 40 Prozent erhöht. Die Verbraucherpreise sind im gleichen Zeitraum aber nur um 25 Prozent gestiegen. Es gibt also keinerlei Nachholbedarf.“
Nötig sei ein verantwortungsvoller und flexibler Tarifabschluss, welcher den ungewissen Aussichten und der sehr unterschiedlichen Geschäftslage in der Branche Rechnung trage. „Bisher ist es uns immer gelungen, vertretbare Einigungen mit der IG Metall Küste zu finden. Ich baue darauf, dass uns dies auch unter erschwerten Bedingungen wieder gelingt und wir unsere Energie gemeinsam darauf verwenden ausbalancierte, kreative und nachhaltige Lösungen zu finden.“