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11.5.17: Neuer Rekord bei MINT-Lücke: 237.500 fehlende Arbeitskräfte
Den Unternehmen fehlten im April 237.500 Arbeitskräfte im MINT-Bereich. Dies ist der höchste Stand seit 2011. Allein im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die MINT-Lücke um 38,6 % angestiegen. Auch die Zahl der offenen MINT-Stellen hat mit 430.400 ein Allzeithoch erreicht.
m Auftrag von BDA, BDI, Gesamtmetall und der Initiative "MINT Zukunft schaffen" erstellt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln halbjährlich im Frühjahr und Herbst ein MINT-Reporting zu Angebot und Nachfrage auf dem MINT-Arbeitsmarkt sowie Kennzahlen zur MINT-Bildung.
Am 10. Mai wurde der MINT-Frühjahrsreport 2017 im Rahmen einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt. Sprecher auf der Pressekonferenz waren Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, Thomas Sattelberger, Vorstandsvorsitzender der Initiative MINT Zukunft schaffen, sowie Dr. Michael Stahl, Geschäftsführer Bildung und Volkswirtschaft bei Gesamtmetall.
Im Folgenden finden Sie die wichtigsten Befunde des Reports:
1. Den Unternehmen fehlten im April 237.500 Arbeitskräfte im MINT-Bereich. Dies ist der höchste Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 2011. Allein im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die MINT-Lücke um 38,6 % angestiegen. Auch die Zahl der offenen MINT-Stellen hat mit 430.400 ein Allzeithoch erreicht. Der Anteil der nicht-akademischen Berufskategorien (Facharbeiter, Meister, Techniker) an der gesamten Fachkräftelücke liegt bei 62 %. Im Bereich der akademischen MINT-Berufe hat sich der Anteil der fehlenden IT-Experten von rd. einem Viertel Anfang 2011 auf aktuell fast 40 % erhöht. Die Fachkräftelücke ist durch die Digitalisierung der Wirtschaft IT-lastiger geworden.
2. Die Zahl der erwerbstätigen MINT-Akademiker ist seit 2011 um rd. 10 % gestiegen (von 2,366 Mio auf 2,617 Mio.). Besondere Zuwächse gab es bei Frauen (+16,4 %), Älteren ab 55 Jahren (+19,9 %) und Zuwanderern (+17,9 %). Bei den beruflich qualifizierten MINT-Fachkräften dagegen sank die Erwerbstätigenzahl um 0,4 % (von 9,178 Mio. auf 9,142 Mio.).
3. Ohne Zuwanderung würde die Lücke einen Wert von über 320.000 erreichen und damit um fast die Hälfte höher ausfallen. Die Beschäftigung von Ausländern in akademischen MINT-Berufen ist seit Ende 2012 deutlich um 43 % gestiegen (von 69.600 auf 99.600). Hier sind die häufigsten Nationalitäten Indien, Italien, Frankreich, Spanien und China. Bei den Ausländeranteilen unter den MINT-Beschäftigten insgesamt gibt es deutliche regionale Unterschiede: Sie schwanken auf Kreisebene zwischen 0,9 % in Brandenburg/Havel und 19,9 % im Odenwaldkreis. Insgesamt zeigt sich in den östlichen Bundesländern ein deutlich niedrigerer Ausländeranteil bei den MINT-Beschäftigten als im Westen. Dies ist vor dem Hintergrund des demografisch bedingten höheren Ersatzbedarfs im Osten kritisch zu sehen.
4. Die befristete Beschäftigung von MINT-Kräften ist nur im öffentlichen Dienst relevant: Hier sind 28,3 % der MINT-Akademiker befristet beschäftigt, während insgesamt nur 10,4 % aller MINT-Akademiker einer befristeten Beschäftigung nachgehen. Auch bei den beruflichen qualifizierten MINT-Fachkräften ist der Anteil der befristet Beschäftigten im öffentlichen Dienst fast doppelt so hoch wie in der Gesamtbetrachtung aller MINT-Fachkräfte (11,7 % vs. 6,3 %).
5. MINT-Kräfte nehmen häufiger eine leitende Position ein als andere Erwerbstätige (im akademischen Bereich 37,3 % vs. 33,1 %; im beruflichen Segment 19,9 % vs. 17,7 %). MINT-Kräfte erzielen darüber hinaus höhere Bruttolöhne als der Durchschnitt der Erwerbstätigen (Akademiker bei Vollzeittätigkeit 5.300 € vs. 4.900 €).
6. Die sozialversicherungsverpflichtige Beschäftigung von Flüchtlingen ist in den letzten Quartalen dynamisch gestiegen. Bei Flüchtlingen aus den Hauptherkunftsländern Syrien, Eritrea, Afghanistan und Irak stieg die Gesamtbeschäftigung zwischen Ende 2012 und September 2016 um 113 %, im MINT-Bereich sogar um 197 %.
7. Bis zur Einführung der Rente mit 63 nach 45 Versicherungsjahren stieg die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in den MINT-Facharbeiterberufen im Alterssegment 61-63 und 63+. Mitte 2014 kam es mit Inkrafttreten der Rente mit 63 jedoch zu einem regelrechten Einbruch der Beschäftigtenzahlen (-8,5 % im Vergleich zum Vorquartal). Ohne die Einführung der Rente mit 63 wären allein im beruflichen MINT-Segment knapp 14.000 Beschäftigte mehr zu verzeichnen.
In der Anlage finden Sie den Report (Executive Summary siehe Seiten 4-9).