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13.3.17: Bildungsinvestitionen der Wirtschaft im Hochschulbereich
Die Unternehmen haben ihre Ausgaben für die akademische Bildung weiter gesteigert. Dabei geht es ihnen um den Transfer neuer Ideen und Inhalte sowohl durch die Rekrutierung besonders guter Studierender als auch durch die akademische Weiterbildung der Mitarbeiter.
Das IW Köln und der Stifterverband haben am 13. März 2017 die inzwischen dritte Erhebung zu Investitionen von Unternehmen in akademische Bildung veröffentlicht.
Die wichtigsten Ergebnisse:
- Die Unternehmen haben im Jahr 2015 3,3 Mrd. € in akademische Bildung investiert. Dies ist eine Steigerung von 7,2 % jährlich seit dem Jahr 2009 (erste Erhebung). Damit liegen die Ausgaben für akademische Bildung sogar noch über den Unternehmensaufwendungen für Forschung und Entwicklung, die in den letzten Jahren um jährlich 5,5 % stiegen. Für ein nachlassendes Interesse an Hochschulabsolventinnen und -absolventen gibt es kein Signal der Wirtschaft.
- Besonders stark sind seit der zweiten Erhebung (2012) die Investitionen in das duale Studium (1,4 Mrd. €; 42 % aller Gesamtaufwendungen; jährliche Zuwachsrate von 13 % ) und in Praktika (975 Mio. €; 29 % aller Gesamtaufwendungen; jährliche Zuwachsrate von 10,5 %) angestiegen. Die Investitionen der Unternehmen in das Studium ihrer Beschäftigten wachsen moderat (330 Mio. €; 10 % aller Gesamtaufwendungen; jährliche Zuwachsrate von 2,4 %), Spenden und sonstige Förderungen gingen leicht zurück (606 Mio. €, 18 % aller Gesamtaufwendungen). Die Unternehmen investieren damit insbesondere in die Bereiche, die Theorie und Praxis als Teil des Studiums miteinander verbinden.
- Zwischen 2012 und 2015 haben die Unternehmen ihre Ausgaben für studentische Praktika von 642 Mio. € auf knapp 1 Mrd. € gesteigert. Ursache für diesen erheblichen Anstieg ist insbesondere die Steigerung von Praktikumsvergütungen: von 300 auf fast 600 Mio. €, d.h. eine Verdoppelung. Dies ist klar auf die Einführung des Mindestlohns zu Jahresbeginn 2015 zurückzuführen. Zwar liegt der Anteil der Unternehmen, die Praktika anbieten, weiterhin konstant bei rd. 45 %. Die Zahl der Praktikumsplätze ist aber von 2014 auf 2015 um etwa 53.000 zurückgegangen (von 301.000 auf 248.000) - und dies obwohl sich die Gesamtzahl der Studierenden in Deutschland weiter erhöht hat. Dies zeigt: Die Unternehmen haben den Kostenanstieg teilweise durch einen Abbau von Praktikumsplätzen kompensiert.
- 71 % der Unternehmen wollen in den kommenden Jahren ihre Ausgaben für akademische Bildung konstant halten, mehr als jedes Vierte will sie sogar noch steigern. Auch in die betriebliche Bildung wird mehr investiert, allerdings nicht durch Umschichtungen aus dem akademischen Bereich, sondern durch Mehrausgaben. Beide Bildungsbereiche werden von Unternehmen als gleichermaßen wichtige Bildungsbereiche eingestuft.
Bewertung
Neben den Investitionen der Unternehmen in betriebliche Weiterbildung in Höhe von 33,5 Mrd. € sowie in die duale Ausbildung im Umfang von 25,6 Mrd. € sind auch die Aufwendungen für die akademische Bildung in Höhe von 3,3 Mrd. € erheblich. Damit liegt der Gesamtinvest der Unternehmen in berufliche und akademische Bildung bei 62,4 Mrd. €. Zum Vergleich: Die öffentlichen Bildungsausgaben werden für das Jahr 2016 auf 129 Mrd. € veranschlagt. Damit investiert die Wirtschaft rund die Hälfte dessen in Bildung, was Bund, Länder und Gemeinden aufwenden - unter anderem auch aus betrieblich erbrachtem Steueraufkommen.
Duale Studiengänge stehen bei Studierenden, Hochschulen, Berufsakademien und Unternehmen gleichermaßen hoch im Kurs. Für die Unternehmen sind sie ein wichtiger Baustein der Personalentwicklung. Eine steigende Zahl von dualen Studiengängen und dual Studierenden impliziert daher ein Mehr an Aufwendungen der Unternehmen in diesem Bereich. Der von den Gewerkschaften geäußerten Kritik am dualen Studium und der damit verbundenen Forderung nach einer stärkeren Reglementierung des betrieblichen Teils des Studiums tritt die BDA entschieden entgegen.
Praktika sind ein wertvolles Instrument, um jungen Menschen Einblicke in die betriebliche Praxis zu geben und die Berufsfindung zu erleichtern. Sie sichern Beschäftigungsfähigkeit und sind eine Basis für beruflichen Erfolg. Gerade darum hatte die BDA vor Einführung der Mindestlohnpflicht für Praktika eindringlich davor gewarnt, dass die Unternehmen weniger und kürzere Praktika anbieten würden. Die vorliegende Studie belegt diese nachteilige Entwicklung - ebenso wie frühere Erhebungen (Randstad-ifo-Personalleiterbefragung und Umfrage der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeber). Es wäre ein wichtiger Beitrag zum Bürokratieabbau, Praktikumsverhältnisse generell für mindestens zwölf Monate vom Mindestlohn freizustellen.
Sie finden die Studie hier beim Stifterverband.