Zum Inhalt springen
  • Presse & Medien

47. NORDMETALL-Martinsgans: „Gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken!“

Eine umfassende Staatsreform fordert Prof. Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister a.D., von einer neuen Bundesregierung.

Vor rund 400 geladenen Gästen sagte der Vorstandsvorsitzende Deutsche Telekom Stiftung am Dienstagabend im Grand Elysée Hotel in Hamburg: „Demokratie muss beweisen, dass es Lösungen gibt und dass sie im Ergebnis besser sind, als wenn sie autoritär zustande kommen.“

In seiner Festrede anlässlich des 47. Martinsgansessens der norddeutschen Metall- und Elektroarbeitgeber stellte de Maizière fest: „Wir sind kein gespaltenes Land, eher ein verunsichertes Land.“ Es müsse endlich Schluss sein mit den nutzlosen Empörungsritualen. Statt verkürzter Polarisierung und expressiver negativer Kritik brauche es wieder „gemeinsame Lagerfeuer“ der Gesellschaft und echte Debatten etwa zur Rolle Deutschlands in der Welt oder zur Rolle des Staates und zur Eigenverantwortung.

Verantwortungsbewusstsein erwartet auch NORDMETALL-Präsident Folkmar Ukena von den Parteien im Bundestagswahlkampf. In seinem Grußwort bezeichnete der Familienunternehmer aus Leer den Ablauf der Beendigung der Ampelkoalition als „in Teilen stillos, unwürdig und dem nötigen Zusammenhalt in dieser Gesellschaft höchst abträglich“. Er forderte die Bundespolitik auf, Konzepte für den wirtschaftlichen Aufschwung wieder sachlich und konstruktiv zu diskutieren und zügig umzusetzen. Mit Steuersenkungen, massivem Bürokratieabbau, der Erneuerung der Infrastruktur, der Senkung der Energiepreise und der Beendigung der Fachkräftekrise lägen erfolgversprechende Vorschläge auf dem Tisch.

Seit 1978 lädt NORDMETALL, der Arbeitgeberverband der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie, einmal im Jahr zum traditionellen Martinsgansessen nach Hamburg ein. In diesem Jahr stand der Abend unter dem Motto „Miteinander statt gegeneinander: Gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken!“ Rund 400 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Justiz, Wissenschaft und Gesellschaft verfolgten die an die Festrede anschließende Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Thomas de Maizière, ARD-Tagesthemen-Moderator Prof. Ingo Zamperoni und der Politologin Prof. Dr. Nicole Deitelhoff, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied Peace Research Institute Frankfurt (PRIF).

Mit Blick auf den Ausgang der US-Wahlen und den schwindenden Zusammenhalt in der amerikanischen Gesellschaft sagte der Journalist und Moderator Prof. Ingo Zamperoni: „Trump ist einer der ehrlichsten Politiker, weil er die Dinge tut, die er sagt, auch wenn sie bisher undenkbar erschienen.“ Zugleich stellte Zamperoni bedauernd fest: „Kompromiss ist in den USA zu einem Schimpfwort geworden.“ Wenn dort jemand nachgebe, werde das als Niederlage empfunden. Dabei würden viele vergessen, dass sich die USA im Laufe ihrer Geschichte ständig hätten verändern müssen.

Prof. Dr. Nicole Deitelhoff forderte von einer neuen Bundesregierung „Verfahren, um möglichst zügig zu Entscheidungen zu kommen“. Um dies zu erreichen, müsse vor allem die operative Ebene, also die Sachbereiter in den Verwaltungen, entlastet und von jeglichen rechtlichen Folgen befreit werden. Die öffentliche Aufregung um den Ablauf der Beendigung der Ampelkoalition konnte die Politologin nicht nachvollziehen: „Erfahrene Politiker handeln strategisch und bereiten sich auf solche Situationen vor.“

Am Anschluss an die Diskussion wurden die Gewinner des NORDMETALL-Fotowettbewerbs „Best Azubi Pic 2024“ ausgezeichnet. Der erste, mit 1.000 Euro dotierte Preis ging an die Auszubildenden von HELL Gravure Systems aus Kiel.