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Gemeinschaftsdiagnose der Wirtschaftsforschungsinstitute Herbst 2022

Die Institute erwarten für 2022 einen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,4 %, im kommenden Jahr soll die Wirtschaftsleistung um 0,4 % sinken.

Die Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihr Herbstgutachten mit dem Titel „Energiekrise: Inflation, Rezession, Wohlstandsverlust“ veröffentlicht. Die Prognose für das laufende Jahr wird damit gegenüber der Frühjahrsprognose, die noch von einem Wirtschaftswachstum von 2,7 % im Basisszenario und 1,9 % im Alternativszenario ausgegangen ist, deutlich nach unten korrigiert. Positiv fällt das Wirtschaftswachstum für 2022 allein aufgrund der Aufholeffekte nach der Corona-Pandemie im ersten Halbjahr diesen Jahres aus. Auch die Weltkonjunktur befinde sich im Abschwung, der Zuwachs der Weltproduktion soll mit 2,5 % in diesem und 1,8 % im nächsten Jahr vergleichsweise gering ausfallen.

Die Verbraucherpreise sollen in 2022 um 8,4 % steigen, 2023 wird ein Anstieg um 8,8 % erwartet. Erst im kommenden Jahr würden sich die Gaspreissteigerungen vollständig auf die Konsumentenpreise durchschlagen. 2024 soll mit einem Verbraucherpreisanstieg 2,2 % eine Normalisierung eintreten, auch die Wirtschaftsleistung soll dann mit 1,9 % wieder steigen.

Das Schwerpunktthema des Herbstgutachtens behandelt die konjunkturellen Folgen des Gasmangels in Deutschland. Die krisenhafte Zuspitzung auf den Gasmärkten belastet die deutsche Wirtschaft schwer. Dennoch kommt die Analyse zu dem Schluss, dass eine Gasknappheit bei Einsparungen des Gasverbrauchs nicht zu erwarten sei. Eine Reduktion des Gasverbrauchs um 20 % bei gleichzeitiger Erhöhung der Importe (inklusive der geplanten LNG-Terminals) könne eine Gasmangellage bei jeder Wetterlage verhindern. Sollten Einsparungen nicht gelingen, seien gravierende Konsequenzen für die wirtschaftliche Aktivität zu erwarten. Es könne in einem sehr kalten Winter zu einem Rückgang des BIP von 7,9 % in 2023 und 4,2 % in 2024 kommen. Unabhängig von dem konkreten Szenario belasten die stark steigenden Verbraucherpreise die Kaufkraft der privaten Haushalte. Es sei mit einem Abbau der privaten Ersparnisse zu rechnen, der den Kaufkraftverlust jedoch nicht aufwiegen könne.

Der Arbeitsmarkt wirke stabilisierend auf die Konjunktur. Es sei zwar ein Rückgang der Beschäftigung zu erwarten, dieser falle aber moderat aus. Aufgrund des hohen Fachkräftebedarfs sei zu erwarten, dass es eher zu einem Rückgang der Arbeitsstunden komme, als dass Unternehmen ihre Beschäftigten entließen. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte kurzfristig steigen. Die Arbeitslosenquote werde 2022 5,3 % und 2023 5,5 % betragen. Die Lohnsteigerungen könnten den massiven Kaufkraftverlust der privaten Haushalte nicht ausgleichen. 

Die Gemeinschafsdiagnose zeigt auf, dass die deutsche Wirtschaft durch die Energiekrise erheblich an Wachstum und Wohlstand einbüßt. Die Folgewirkungen des Kriegs wie auch der Corona-Krise sorgen für extreme Teuerungsraten und Versorgungsunsicherheiten im Energiebereich, die für massive Umstrukturierungen im Wirtschaftssystem gesorgt haben und sorgen werden. Dies spiegelt sich auch in dem niedrigeren Wachstumspfad der Potentialschätzung im Herbstgutachten wider. Es ist Aufgabe der Bundesregierung in dieser akuten Notsituation Hilfen zur Verfügung zu stellen. Dies ist im Rahmen von drei Entlastungspaketen erfolgt. Wie auch das Herbstgutachten feststellt, gilt es schnellstens und zielgerichtet nachzusteuern. Bereits jetzt müssen besonders von der Energiekrise betroffene Unternehmen ihre Produktion einschränken. Unternehmerische Perspektive und Zuversicht muss durch die Sicherung unserer Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen geschaffen werden.

Den 84-seitigen Bericht finden Sie hier.