Zum Inhalt springen
  • Wirtschaft und Statistik

Lagebericht des Statistischen Bundesamts

Das Bruttoinlandsprodukt war im 2. Quartal 2020 preis- und kalenderbereinigt um 11,3% niedriger als ein Jahr zuvor. Dieser Einbruch war deutlich stärker als während der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise 2008/2009 (-4,7% im 1. Quartal 2009) und somit der stärkste Rückgang seit Beginn der vierteljährlichen BIP-Berechnungen im Jahr 1970.

Die privaten Konsumausgaben gingen im Vergleich zum Vorjahr preisbereinigt um 13,0% zurück. Dagegen bewahrten die staatlichen Konsumausgaben mit einem Plus von 3,8% die Wirtschaft vor einem noch stärkeren Absturz. Stützend wirkten im Vorjahresvergleich auch die Bauinvestitionen, die um 1,4% höher waren als im 2. Quartal 2019.

Die Investitionen in Ausrüstungen – also vor allem in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge – des 2. Quartals brachen im Vorjahresvergleich um 27,9% ein. Bereits im 1. Quartal 2020 waren sie auch schon rückläufig (-9,5%).

Der Außenhandel ist im Vorjahresvergleich massiv eingebrochen: Im 2. Quartal 2020 wurden preisbereinigt 22,2 % weniger Waren und Dienstleistungen ins Ausland exportiert als im 2. Quartal 2019. Die Importe gingen im selben Zeitraum mit -17,3 % nicht ganz so stark zurück.

Auf der Entstehungsseite des BIP war die preisbereinigte Bruttowertschöpfung im 2. Quartal 2020 in fast allen Wirtschaftsbereichen geringer als im 2. Quartal 2019. Den größten Rückgang gab es im Verarbeitenden Gewerbe mit einem Einbruch der Bruttowertschöpfung um 20,8%. In der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise 2008/2009 gab es hier noch größere Rückgänge (-25,0% im 2. Quartal 2009). Anders als in der damaligen Krise sind diesmal aber noch weitere Wirtschaftsbereiche von massiven Rückgängen betroffen: So nahm die Wirtschaftsleistung der Unternehmensdienstleister um 16,0 % und im Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr um 12,9 % ab. Lediglich im Baugewerbe gab es im 2. Quartal 2020 einen Zuwachs der preisbereinigten Bruttowertschöpfung um 1,6% gegenüber dem Vorjahr.

Im 2. Quartal 2020 gab es rund 44,7 Mio Erwerbstätige mit Arbeitsort in Deutschland. Das waren 574.000 Personen oder 1,3% weniger als ein Jahr zuvor. Der extreme Anstieg der Kurzarbeit im 2. Quartal 2020 zeigt sich bei der Zahl der durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigen: Diese verringerte sich nach vorläufigen Berechnungen massiv um 8,8 % gegenüber dem Vorjahr. Die Gesamtzahl der geleisteten Arbeitsstunden aller Erwerbstätigen ging entsprechend um 10,0 % zurück.

Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität – gemessen als preisbereinigtes BIP je Erwerbstätigenstunde – ging nach vorläufigen Berechnungen gegenüber dem Vorjahresquartal um 1,5% zurück. Je Erwerbstätigen war sie sogar um 10,2% niedriger als im 2. Quartal 2019. In der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise 2008/2009 hatte es ähnlich hohe Rückgänge der Arbeitsproduktivität gegeben.

Die Unternehmens- und Vermögenseinkommen gingen aufgrund der Produktionsbeschränkungen nach vorläufigen Berechnungen um 17,6% zurück. Die Löhne und Gehälter je Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer sanken um 3,9% (brutto) bzw. 3,4% (netto). Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte war im 2. Quartal 2020 dank staatlicher Hilfen wie Kurzarbeitergeld nur um 0,8% geringer als vor einem Jahr. Dagegen gingen die privaten Konsumausgaben in jeweiligen Preisen zweistellig um 11,7% zurück. Das relativ stabile Einkommen einerseits und die Konsumzurückhaltung andererseits führten zu einem erheblichen Anstieg des Sparens der privaten Haushalte. Nach vorläufigen Berechnungen ergibt sich daraus fast eine Verdopplung der Sparquote auf 20,1% im 2.Quartal 2020 im Vorjahresvergleich (2. Quartal 2019: 10,2%).