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18.4.18: Heils „Lückenteilzeit“ träfe die norddeutsche Industrie extrem. Appell an Politik und IG Metall

Die Metall- und Elektroindustrie im Norden bietet seit Jahren besonders Frauen verbesserte Beschäftigungsmöglichkeiten, betont NORDMETALL-Hauptgeschäftsführer Dr. Nico Fickinger.

„Um hier noch erfolgreicher zu werden, braucht es kein Gesetz – schon gar keines, das statt einer angeblichen „Brücken-“ eine Lücken-Teilzeit definiert: Das vom Bundesarbeitsministerium geplante Gesetz greift in die Personalhoheit der Firmen ein und reißt in Zeiten des Fachkräftemangels zusätzliche Lücken in die Belegschaft, ohne zu sagen, wie diese gefüllt werden können. Das ist inakzeptabel.“

Hintergrund ist, dass in der norddeutschen M+E-Industrie befristete Neueinstellungen tarifvertraglich selbst mit Sachgrund grundsätzlich nur für maximal 18 Monate zulässig sind, mit Ausnahme der Elternzeit von 21 Monaten. „Soll ein Arbeitgeber bei einer fünfjährigen Teilzeit eines Mitarbeiters nacheinander vier Personen einstellen und jeweils nach anderthalb Jahren wieder entlassen müssen? Das wäre absurd und sicher keine Werbung für den Flächentarif“, so Fickinger. „Wir appellieren an die IG Metall Küste, jetzt dringend ihren Beitrag zu leisten, dass aus der Lücken- eine Brückenteilzeit werden kann, und sich mit uns auf längere Befristungsmöglichkeiten zu verständigen. Nur so kann den einspringenden Beschäftigten eine mehrjährige Beschäftigungsperspektive geboten werden.“ Das wäre nach Ansicht der M+E-Arbeitgeber auch die beste Werbung für einen attraktiven Flächentarif. „Wenn das nicht möglich ist, dürfte das zu einem echten Standortnachteil für den Norden werden, den die IG Metall zu verantworten hat.“

An die Adresse der Politik gerichtet, mahnte Fickinger:

„Statt dem Drängen der Gewerkschaften nachzugeben, einen Rückkehr-Anspruch in Vollzeit auf den Weg zu bringen, hätte Arbeitsminister Heil lieber dafür sorgen sollen, dass die Arbeitgeber überhaupt eine Chance erhalten, die Personallücken zu füllen, etwa durch eine Lockerung der gesetzlichen Befristungsregeln. Doch die Große Koalition plant genau das Gegenteil. Auch andere Maßnahmen für mehr Flexibilität, etwa durch Anpassung des Arbeitszeitgesetzes an Europäische Vorgaben, haben im Bundesarbeitsministerium offenbar keine Priorität und sollen - wenn überhaupt - nur in Form von Experimentierklauseln erprobt werden“, kritisiert der Hauptgeschäftsführer. „Dieses Ungleichgewicht zu Lasten der Arbeitgeber muss beseitigt und ein Gesetzespaket vorgelegt werden, das Flexibilisierungsmöglichkeiten in beide Richtungen enthält.“