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9.11.17: Herbstumfrage der norddeutschen M+E-Industrie
Wachsende Standortnachteile durch Fachkräftekrise, Azubi-Mangel und Kostendruck
Der sprunghaft steigende Mangel an qualifizierten Fachkräften und geeigneten Auszubildenden sowie der wachsende Kostendruck summieren sich zu einem schweren Standortnachteil für die norddeutsche M+E-Industrie. 57% der Betriebe beklagen, dass die Verfügbarkeit von Fachkräften am Arbeitsmarkt unbefriedigend oder schlecht sei, 36% bestätigen dies für die Suche nach Auszubildenden. Gleichzeitig gelingt es 42% der Unternehmen nicht mehr, Kostensteigerungen mit Preiserhöhungen aufzufangen. Der Kostendruck entsteht vor allem durch die hohen Arbeitsentgelte: Mittlerweile fast 60.000 Euro Durchschnittseinkommen im Jahr verdienen die Mitarbeiter der M+E-Industrie im Norden. Zusammen mit steigenden Materialkosten ist dies der Hauptgrund dafür, dass 15% der Betriebe über Produktionsverlagerungen ins Ausland nachdenken.
Das sind zentrale Ergebnisse der Herbstumfrage 2017 unter den M+E-Arbeitgebern im Norden. Das Bündnis aus NORDMETALL, dem AGV NORD und drei weiteren Arbeitgeberverbänden hat rund 660 Mitgliedsunternehmen mit 150.000 Beschäftigten um ihre Konjunktureinschätzung gebeten.
Rund 86% der Betriebe beurteilen ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend, rund drei Prozent mehr als im Frühjahr. 66% erwarten, dass sich diese Situation im kommenden halben Jahr nicht verändert, 26% rechnen mit einer Verbesserung, acht mit einer Verschlechterung. Die Kapazitätsauslastung hat mit gut 88% das Niveau des Herbstes 2011 wieder erreicht. 53% der Unternehmen sehen keine Perspektive auf Umsatzsteigerungen, gleichwohl suchen 29% in den nächsten drei Monaten Personal.
Thomas Lambusch, Präsident von NORDMETALL, teilt die Sorge der Unternehmen angesichts der wachsenden Standortnachteile: „Gerade in Zeiten anhaltend guter Konjunktur wächst sich der Fachkräfte- und Azubi-Mangel zu einer krisenhaften Erscheinung aus: Händeringend suchen insbesondere unsere Unternehmen in den Flächenländern qualifiziertes Personal, in immer größerem Ausmaß können Ausbildungsplätze nicht besetzt werden“, so der NORDMETALL-Präsident.
„Wenn die Politik hier nicht bald geeignete Maßnahmen ergreift, um die Zahl ausreichend qualifizierter Auszubildender zu erhöhen, wird die Produktion am Standort Norddeutschland erheblich behindert werden. Der wachsende Kostendruck leistet ein Übriges dazu, dass mittlerweile mehr als jedes siebte Unternehmen Verlagerungen ins Ausland plant. In den letzten sechs Jahren sind die Lohnkosten um 18,5% gestiegen, die Produktivität hat in der M+E-Industrie jedoch nur um 1,6% zugenommen. Sollte dieses Missverhältnis durch einen unangemessenen Tarifabschluss noch verschlimmert werden, wird der Standort Norddeutschland ernsthaft beschädigt“, sagt Thomas Lambusch.
Von den Unternehmen mit Planungen zur Produktionsverlagerung ins Ausland sehen 79% die hohen Kosten und hier besonders die Arbeitskosten als größtes Problem des Standortes Deutschland an. 46% erwägen eine Verlagerung zur Erschließung neuer Absatzmärkte, 33% der verlagerungswilligen Betriebe betrachten gesetzliche Regulierungen als Wachstumshemmnis in Deutschland.
Die M+E-Arbeitgeber im Norden befragen ihre Mitgliedsunternehmen halbjährlich nach Geschäftslage und Zukunftserwartungen. In diesem Herbst nahmen 166 Unternehmen mit ca. 118.600 Beschäftigten daran teil.
Die Einzelergebnisse nach Bundesländern sowie Grafiken finden Sie unter der Pressemitteilung unter www.nordmetall.de/konjunktur.