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Unternehmen in der Krise zielgerichtet unterstützen und nicht durch neue Ansprüche belasten

„Die Kurzarbeit steigt drastisch und auch die Arbeitslosigkeit nimmt stark zu. In dieser Situation einen gesetzlichen Anspruch auf so genanntes Homeoffice einführen zu wollen, ist purer politischer Aktionismus und hilft weder den Betrieben noch den Kurzarbeitern oder Arbeitslosen.“

So kommentiert Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände NORDMETALL und AGV NORD, die neueste Initiative aus dem Bundesarbeitsministerium vor dem Hintergrund der jüngsten Arbeitsmarktzahlen. Im Gegenteil würde dadurch die Lage der norddeutschen Metall- und Elektroarbeitgeber zusätzlich verschärft.

„Die Unternehmen im Norden haben zurzeit ganz andere Probleme, sehr viele haben konkrete Existenzsorgen. Da wären neue Regulierungen absolut kontraproduktiv – und sie sind auch überhaupt nicht nötig“, sagt Fickinger und verweist darauf, dass in der Metall- und Elektroindustrie bereits 2018 ein Tarifvertrag zum mobilen Arbeiten vereinbart wurde, der die Rahmenbedingungen für diese zeitweise angewandte Arbeitsform regelt. Wo es die Arbeitsbedingungen ermöglichten, seien in den zurückliegenden beiden Jahren auch schon zahlreiche freiwillige Betriebsvereinbarungen geschlossen worden, durch die Arbeitszeit und Arbeitsort freier wählbar sind. „Mobiles Arbeiten soll für Arbeitnehmer und Arbeitgeber eine Win-Win-Situation sein und muss sich daher immer am Bedarf beider Seiten orientieren“, betont Fickinger. „Solche passgenauen Lösungen findet man aber nur in den Betrieben, nicht im Gesetz.“

Die Corona-Krise habe zusätzlich viele individuelle Absprachen zum mobilen Arbeiten hervorgebracht. „Umso erstaunlicher ist, dass das Bundesarbeitsministerium ausgerechnet jetzt im Schnellschuss einen Rechtsanspruch auf das Arbeiten von zu Hause oder unterwegs durchsetzen möchte, statt beide Seiten erst einmal ihre vielfältigen Erfahrungen mit den Möglichkeiten, aber auch den Grenzen dieser Arbeitsform in Ruhe auswerten zu lassen.“

Klar sei indes, dass zum Wiederhochfahren der Wirtschaft und zur Aufarbeitung der Pandemie-Folgen tendenziell eher ein höheres Arbeitsvolumen und eine noch flexiblere Gestaltung der Arbeitszeit in den Betrieben und von einzelnen Beschäftigtengruppen benötigt werde, stellte der Hauptgeschäftsführer klar. „Die Frage, ob Teile dieses Volumens dann von zu Hause oder unterwegs geleistet werden können, spielt dabei bestenfalls eine Nebenrolle.“