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Arbeitsmarkt im Juli: Fachkräftezuwanderung und Entbürokratisierung nötiger denn je
Die norddeutsche Metall- und Elektroindustrie zweifelt zunehmend am Gelingen des Wandels hin zu einer innovativen digitalisierten und dekarbonisierten Wirtschaft. Ursache sind die mangelnden staatlichen Initiativen für eine deutliche Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt.
Laut einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft investiert die Metall- und Elektroindustrie jährlich rund 70 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung (FuE) und beschäftigt 65 Prozent des in der deutschen Wirtschaft tätigen FuE-Personals. Der Anteil der Unternehmen mit kontinuierlicher Forschung und Entwicklung ist fast dreimal so hoch wie in der Gesamtwirtschaft. Auch bei der Nutzung und Einführung von digitalen Produkten, Prozessen und Geschäftsmodellen liegt die Metall- und Elektroindustrie vor anderen Industriezweigen.
„Nur mit einer gesunden und starken Industrie ist Deutschland den Herausforderungen von Klimawandel und Digitalisierung gewachsen", erklärt Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände NORDMETALL und AGV NORD, deren rund 670 Mitgliedsunternehmen im Norden gut 170.000 Menschen beschäftigen. Laut Fickinger fehlen den norddeutschen Unternehmen der Metall- und Elektronindustrie aber nicht nur geschätzt fast 20.000 Fachkräfte, der Staat behindere die Unternehmen auf dem Arbeitsmarkt sogar zum Teil. Die Politik knüpfe immer mehr Arbeitsmarktinstrumente an Bedingungen, die nichts mit dem Arbeitsleben zu tun hätten. „Es ist notwendig und gut, die Unternehmen bei der Bewältigung des Strukturwandels zu unterstützen“, findet der Arbeitgebervertreter. Dies müsse aber so bürokratiearm wie möglich geschehen, warum also sollte man zur Nutzung des zusätzlich eingeführten Qualifizierungsgeldes zunächst noch eine Betriebsvereinbarung oder einen Tarifvertrag abschließen? „Wir müssen die Förderung einer notwendigen Weiterqualifizierung möglichst einfach allen Beschäftigten ermöglichen, also auch denjenigen in Unternehmen ohne Betriebsrat oder Tarifbindung“, so Fickinger. Zusätzlich zu solchen Hürden kritisieren die Arbeitgeber die komplizierten Einwanderungsverfahren: „Praxisferne Regeln und extrem bürokratische Verfahren behindern den Zustrom ausländischer Fachkräfte“, so Fickinger. Daran solle die Politik arbeiten, statt in fernen Ländern Anwerbeevents zu veranstalten. „Wenn sich das nicht bald verbessert, wird Deutschland erneut zum ,kranken Mann Europas‘“, fürchtet Fickinger.